Martin
Hartmann

Philosoph / Publizist / Management-Experte

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Foto von Martin Hartmann
  • Gesellschaftsanalyse
  • Verhaltenspsychologie
  • Leadership

Biographie

Einen Experten des Vertrauens kann man Martin Hartmann fraglos nennen. In seiner wissenschaftlichen Arbeit betreibt der Professor für Praktische Philosophie an der Universität Luzern Gegenwartsdiagnose, wie sie aktueller nicht sein könnte: »Alle wollen Vertrauen – Niemand will vertrauen« lautet eine seiner Thesen. Von Politik über Banken bis hin zu den Medien – das »Vertrauen steckt in der Krise«, schreibt Hartmann und hilft verstehen, wie man das ändern kann. Sein Buch »Vertrauen – Die unsichtbare Macht« (2020) ist Wissenschaftsbuch des Jahres 2021.

Martin Hartmann, geboren 1968, studierte Philosophie, Komparatistik und Soziologie an der Universität Konstanz, an der London School of Economics und an der Freien Universität Berlin. 2001 wurde er unter Axel Honneth an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main mit der Arbeit »Die Kreativität der Gewohnheit« promoviert. Ebenfalls in Frankfurt habilitierte er sich 2009 mit der Arbeit »Eine Theorie des Vertrauens«, die den Preis Geisteswissenschaften International erhielt. Hartmann arbeitete am Frankfurter Institut für Sozialforschung und ist seit 2011 ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Luzern. Er forscht im Bereich der Politischen- sowie der Sozialphilosophie und beschäftigt sich hauptsächlich mit Theorien des Vertrauens, dem amerikanischen Pragmatismus und Kritischer Theorie. Forschungsaufenthalte führten ihn bisher an die University of Chicago und an das Maison des Sciences de l’Homme in Paris. 2018/19 war Hartmann Fellow der School of Social Science am weltweit renommierten Institute for Advanced Study in Princeton, USA. Anfang 2020 wurde er Dekan der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern.

Der Bestsellerautor hat zahlreiche wissenschaftliche Artikel veröffentlicht und schreibt für Publikumszeitungen und -zeitschriften wie Merkur oder ZEIT. In seinem aktuellen Buch »Vertrauen – Die unsichtbare Macht« (2020) tritt Hartmann für ein besseres Miteinander ein. Was ist Vertrauen überhaupt und wie können wir mehr Vertrauen wagen? Martin Hartmann »legt in seinem mit angenehmer Klarheit verfassten Buch […] eine philosophische Reflexion über diesen komplexen Begriff vor«, sagt Deutschlandfunk Kultur. »Der Philosoph Martin Hartmann analysiert in seinem neuen Buch, warum das Vertrauen in Bereichen wie Politik, Wissenschaft, Liebe und dem Internet in einer Krise steckt und warum viele sich von Medien, Parteien oder Unternehmen betrogen fühlen«, heißt es zur Auszeichnung zum Wissenschaftsbuch 2021 vom verleihenden österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Hartmann ist ein gefragter Interviewpartner für verschiedene Radioformate und im Fernsehen. Mit seinem lebendigen Stil macht er Komplexität greifbar und lädt zum Weiterdenken ein. Der Philosoph ist wissenschaftlicher Gesamtleiter des Executive-MAS »Philosophie + Management« der Universität Luzern. Ein interdisziplinäres Projekt, das der Philosophie eine praktische Anwendung und dem Management ein neues Verständnis von übergeordneten Zusammenhängen geben will. Martin Hartmann, leidender Fan eines grossen Hamburger Fußballvereins, lebt in Frankfurt am Main und in Luzern.

Vorträge

Vertrauen ist als Thema allgegenwärtig. Überall scheint es zu fehlen, die Umfragen sagen es deutlich. Zugleich aber tun unsere Gesellschaft und auch jeder Einzelne viel, um nicht vertrauen zu müssen. Wir wollen die Kontrolle behalten, richten uns im Vertrauten ein und meiden Spontaneität und Unvorhersehbares. Warum fürchten wir uns vor dem Vertrauen, nach dem wir uns zugleich sehnen?

Der Neoliberalismus ist tot, so prophezeiten einige Kommentatoren während der Corona-Krise. Der starke, der dirigierende Staat ist zurück. Doch dieser Eindruck täuscht und folgt einem falschen Verständnis von Neoliberalismus. Neoliberale Politik hat sich immer schon staatlicher Mittel bedient, um ihren Einfluss auszuüben. Auch folgen manche Versprechen der digitalen neuen Arbeitswelt durchaus einem neoliberalen script. Die Totenwache ist also verfrüht, es gilt, die Vielfalt und Flexibilität des Neoliberalismus zu verstehen.

Unser Leben wird zunehmend von Algorithmen bestimmt. Ob auf Partnerbörsen, bei Kreditvergaben oder bei der Wohnungssuche – immer weitere Bereiche unseres Lebens werden von Algorithmen gerahmt. Was macht das mit unserer Entscheidungsfreiheit? Welche Ungleichheiten werden so erzeugt? Und kann es sinnvoll sein, einem Algorithmus zu vertrauen? Wir müssen mehr über diese Fragen nachdenken, deren ethische und psychologische Implikationen noch nicht wirklich verstanden werden.

Unsere Wahrnehmung von Ungleichheit ist quantitativ orientiert. Wir messen Einkommen sowie Vermögen oder den Gini-Koeffizienten. Ungleichheit hat aber auch eine gefühlte Seite und sie wirkt sich auf unsere Fähigkeit aus, uns in andere, abweichende Lagen einzufühlen. So beeinflusst sie, wem wir uns verbunden fühlen und wem nicht. Empathie wird also gesteuert durch ungleiche Lagen, selten wird dieser Sachverhalt aber thematisiert.

Kaum ein Gefühl ist so verteufelt wie der Neid. Niemand will als neidisch gelten, schwer wiegt der Vorwurf, man neide dem anderen sein Einkommen, sein Glück, seine Gesundheit, sein Aussehen… Und trotzdem: Wir sind neidisch, immer wieder, weil wir uns vergleichen und uns in unserer Selbsteinschätzung an anderen orientieren. Wie umgehen mit dem Neid? Gibt es nicht doch einen Neid, der gerechtfertigt ist, etwa, wenn Ungleichheiten exzessiv werden? Müssen wir manchmal nicht geradezu neidisch werden?

Der Mensch ist ein vergleichendes Wesen. Wir vergleichen unser Aussehen, unser Vermögen, unser Glück oder unsere Fähigkeiten und orientieren uns in unserem Selbstverständnis an diesen Vergleichen. Wo stehe ich? Was haben andere, was ich nicht habe? Der intensive Gebrauch von Social Media verstärkt, das zeigt die Forschung, diese Tendenz und kann depressive Persönlichkeitsstrukturen hervorrufen. Wie umgehen mit dem Vergleich und seinen Tücken? Ist die Empfehlung sinnvoll, sich nur auf sich zu konzentrieren?

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