Jagoda
Marinić

Schriftstellerin / Kulturmanagerin / Kolumnistin

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Foto von Jagoda Marinic
  • Demokratie & Teilhabe
  • Empowerment
  • Diversitätsmanagement

Biographie

»Die Schriftstellerin Jagoda Marinić nähert sich der Welt in poetischem Staunen und politischem Tatendrang.« So stellt der SPIEGEL die Autorin vor, über deren Erstlingswerk »Eigentlich ein Heiratsantrag« (2001) der damalige Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld sagte: »So ein Buch will man geschrieben haben.« Als Journalistin, Buchautorin und Podcasterin macht sie respektvolles Miteinander und Meinungsvielfalt in öffentlichen Debatten sichtbar, statt zu polarisieren. Das medium Magazin kürte sie 2022 zur Kulturjournalistin des Jahres. Seit 2023 leitet sie die Heidelberger Literaturtage.

Marinić, 1977 als Tochter kroatischer Einwanderer:innen in Waiblingen geboren, studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Anglistik an der Universität in Heidelberg. Die überzeugte Europäerin und Weltbürgerin reist und arbeitet in den USA, in Kanada, in Rumänien. Und überall hört sie genau hin, sammelt Eindrücke und Geschichten und versucht sie mit nach Hause zu bringen, mit der Realität hier zu konfrontieren. Ihr literarisches Debüt »Eigentlich ein Heiratsantrag« erscheint 2001 als Programmöffner im Suhrkamp Verlag, da ist sie gerade Anfang 20. Als Journalistin schreibt sie später für Zeitungen wie die Frankfurter Rundschau, taz, Süddeutsche Zeitung oder die New York Times. In ihrem Podcast »FREIHEIT DELUXE« diskutiert sie mit Gästen wie Danger Dan, Heribert Prantl, Mithu Sanyal, Sibylle Berg oder Siri Hustvedt über Demokratie und Debattenkultur, über Machtverhältnisse, Grundrechte oder Kunstfreiheit. Sie ist überzeugt: »Wir brauchen eine Öffentlichkeit, in der es möglich ist, zu sagen, wir teilen nicht dieselbe Meinung, sind aber Teil derselben Gesellschaft.«

Ihren ersten politischen Kommentar »Kurz eingemischt« schrieb Jagoda Marinić bereits mit 21 Jahren über die doppelte Staatsbürgerschaft. Doch erst als im November 2011 die NSU-Mordserie ans Licht kam, wurde der Autorin das Fehlen zu vieler Stimmen im öffentlichen Diskurs klar. Seither widmet sie sich verstärkt politischen Themen und Fragen nach Repräsentation: Wer darf sprechen, wer wird gehört? Jagoda Marinić schreibt über Rassismus, hinterfragt Strukturen, die Ausgrenzung manifestieren, und stößt in ihren Reden neue Gedanken zum gesellschaftlichen Zusammenleben an. Bundesweit wird sie heute eingeladen, um über Diversity zu sprechen und über jene Willkommenskultur, die ihr in Deutschland so oft fehlt.

Zwischen 2012 und 2022 vernetzte Marinić im Auftrag der Stadtverwaltung Heidelberg als Leiterin des Interkulturellen Zentrums Menschen, Vereine und NGOs. Mit dem IZ gelang ihr aus einer Idee der Zivilgesellschaft ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Diversitätsmanagement einer Stadtverwaltung zu machen. Marinić will weg vom Defizit-Fokus des jahrzehntealten Integrationsdiskurses, hin zu den Fragen: Was können Menschen und wie gelingt es uns, sie in die Zivilgesellschaft einzubinden, gleich woher sie kommen? Auch andere Städte unterstützt Jagoda Marinić beratend auf dem Weg zu Orten der Vielfalt.

Am Tag engagiert sich Jagoda Marinić politisch. Wenn es dunkel ist, dann erweckt sie ihre Figuren zum Leben: Mia, die sich in »Restaurant Dalmatia« (2013) zwischen Berlin, Toronto und Dalmatien, von wo ihre Eltern stammen, auf die Suche begibt nach ihrer Identität. »Die Namenlose« (2007), deren eigentlich geordnetes Leben ins Wanken gerät, weil da noch der Verehrer und ihre Mutter sind. Bei Jagoda Marinić werden behutsam gewählte Worte zu eindringlichen Geschichten. Ihr Roman »Die Namenlose« war 2006 für den Bachmannpreis nominiert. Mit »Restaurant Dalmatia« hat sie »den sogenannten Gastarbeitern […] ein Denkmal« gesetzt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt. »Große Kunst«, urteilt die SZ.

Das Konstruktive ist der Autorin bei ihrer Arbeit wichtig. In ihren Büchern »Made in Germany – Was ist deutsch in Deutschland?« (2016) und »Sheroes – Neue Held*innen braucht das Land« (2019) folgt der Kritik immer ein praktischer Handlungsansatz. In letzterem schreibt Marinić: »#Metoo war ein öffentliches Gesprächsangebot – nehmen wir es wahr!« Sie plädiert für mehr Empathie, mehr persönliche »Held*innen«-Geschichten in abstrakt gewordenen Debatten und für ein gemeinsames Denken im Kampf gegen soziale Ungleichheiten. »130 Seiten schlank und bunt wie ein Missoni-Pullover geht es um Sheroes und um neue Held*innen, die das Land möglicherweise bräuchte […] Bravo. Venceremos« applaudiert Ulf Poschardt in der WELT.

Für ihre Arbeit erhielt Marinić 1999 das Hermann-Lenz Stipendium und 2003 den Förderpreis der Kunststiftung Baden-Württemberg. Die Erzählungen »Russische Bücher« (2005) wurden mit dem Grimmelshausen Förderpreis ausgezeichnet.  Seit 2012 ist die Schriftstellerin Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Für ihre außergewöhnliche Gesprächsführung in »Das Buch meines Lebens« war Marinić 2023 für den Grimme-Preis nominiert.

Jagoda Marinić lebt in Heidelberg.

Vorträge

Seit Corona wird viel vor dem Rollback für die Gleichstellung gewarnt, doch nur wenige reden davon, wie man ihn verhindern oder, wie man die Krise gar nutzen kann, um gestärkt daraus hervorzukommen. Weibliche Wut, wie sie die Anti-Tech-Gigantinnen wie Greta Thunberg vorleben, kann auch ein Motor zur Veränderung sein. Wie gelingt es Frauen, aus dem jahrhundertealten Fokus auf die Macht herauszutreten und sich wirklich zu verschwistern, statt auf die Macht der männlichen Förderer zu hoffen. Ein Vortrag für Female Empowerment.

Am Anfang ist die Idee. Die Idee wird gerade von etablierten Strukturen oft als Bedrohung wahrgenommen. Wandel heißt immer auch, das Ungewisse zulassen. »Change your City« ist ein Vortrag darüber, wie Kommunen sich den Impulsen der Zivilgesellschaft leichter öffnen können. Wie geht man in Städten mit der Diversität um, wie findet man eine Ansprache, die sich nicht nur an die immergleichen Held:innen der Bürger:innenbeteiligungen richten, sondern der Zivilgesellschaft konstruktive Räume eröffnet, die dabei helfen, ein Wir-Gefühl in der Stadt zu entwickeln? Der Vortrag bietet viele Best-Practice-Momente, einen Überblick über die Herausforderungen und wie man sie Schritt für Schritt hinter sich lassen kann.

Auf Ellis Island, der Insel der Einwander:innen vor New York, ereignete sich die Geschichte eines Mädchens, das von den Sicherheitskräften auf ihre Intelligenz hin getestet wurde. Auf die Frage, ob sie Treppen von oben nach unten oder von unten nach oben wachsen würde, antwortete das Mädchen: »We didn’t come here to wash stairs.« Schon mit ihrem Buch »Made in Germany – Was ist deutsch in Deutschland?« (2016) plädierte Jagoda Marinić für eine neue Erzählung auch von Deutschland als Einwanderungsland. Gastarbeiter:innen waren nicht nur Arbeiter:innen, sie waren Pionier:innen, die ihren Träumen folgten. Der Wagemut der Einwander:innen, die Liebe zum Risiko ist etwas, dass ihre Kinder gelernt haben. Selbst Uğur Şahin, Mitgründer von Biontech, betont, dass er seinen Erfolg seiner Herkunft, die eben kein klassisches Arbeiter:innenmilieu war, verdankt. Er habe gelernt, an Dinge zu glauben, auch wenn andere es nicht tun. In diesem Vortrag geht es um versäumte Chancen, um eine neue gemeinsame Erzählung, um die Möglichkeit, den ersten Generationen von Einwander:innen einen Platz zu geben, damit die nächsten ihre Bestes geben können.

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